Rosi |
Rosi war neben dem Butz und dessen Partnerin Blacky eine der ersten "Stadttauben", für die ich mich näher interessierte. Zu ihr gehörte ein mächtiger dunkler Täuber mit glutroten Augen und schillerndem Gefieder - ich nannte ihn "Schiller".
Schiller war unter den anderen Tauben mehr als nur respektiert. Kurz gesagt: Wenn sie ihn kommen sahen, liefen sie - außer Rosi, mit der er oft lange Zeit Herz an Herz da hockte.
Eines Tages, ich war wieder einmal zu Besuch, bot Rosi ein Bild des Jammers: Ihr Schwanz fehlte komplett und die Schwungfedern eines Flügels auch. Ob jemand versucht hatte, sie zu fangen oder sie von einem Reifen erwischt worden war, weiß ich nicht. Jedenfalls konnte sie nicht mehr fliegen, sondern rannte unter die Autos, sobald man sich näherte.
Schiller |
Zum Schlafen kroch sie abends unter ein breites Lüftungsrohr. Und Schiller? Auch er verzichtete auf seinen Platz auf den Kabelkanälen unter der Decke: Er legte sich stadttdessen auf den Fußboden vor Rosi und verdeckte so den Zugang zu ihr - unzertrenntlich waren sie.
Rosi hat zwar die Zeit ohne Federn überstanden und ist später wieder geflogen; trotzdem verschwanden die Tauben in der Tiefgarage schon vor Jahren spurlos.
Inzwischen ist der Supermarkt geschlossen, samt der Garage. Was bleibt, ist die Erinnerung ans Röschen und den kleinen Helden Schiller, der nichts und niemanden fürchtete, wenn es darum ging, seine Partnerin und die gemeinsamen Kinder zu versorgen und zu schützen.